Das stumme Dasein auf der Bühne hielt nicht mal ein Jahr an. Dann brachten Regisseure einer Wanderbühne dem ungelernten Arbeiter sein Handwerk bei. Von da an ging es schnell bergauf. Beim Theater. Im deutschen Kino ebenso. Anfangs waren Filme gut. Die von Käutner, Weidenmann, Braun und Jugert waren gut. Doch diese Vier hatten hart zu kämpfen. Und was von Andren kam, war seicht. Machte Sorge. Also ging er auf gute Arbeit hoffend, nach Paris. Doch die Menschen dort, Träger weltberühmter Namen, sahen ihn mit schmalen Lippen an: "Blond. Blaue Augen. Solche wie Sie haben wir Zigtausendmal gehabt. In grauer Uniform. Und jahrelang. In unseren Filmen haben wir für einen Deutschen keinen Platz."

Der Junge fühlte Scham. Nahm allen Mut zusammen. Zog nach London weiter. Was er dort fand, war Schweigen. Eine Schauspielerin fand an ihm Gefallen. "Hier, in den Pinewood Studios,“ sagte sie zu ihm, „hat so gut wie jeder einen geliebten Menschen an der Front verloren, auf See, oder bei Luftangriffen.“ Der Junge nickte vor sich hin. Meinte, dass er verstanden habe. Beschloss, nach Berlin zurück zu gehen. Doch dann fiel ihm Hans Söhnker ein. Und sein Satz, "wir Deutsche werden es sehr schwer haben, mit unseren Nachbarn, nach diesem verbrecherischen Krieg." Die Erinnerung an den Retter einer ganzen Anzahl Leben gab ihm Kraft. Liess ihn in London bleiben. Ließ ihn zur Schule gehn, Grammatik pauken, den deutschen Akzent aus seiner Sprache feilen. Nach sechs Monaten Ungeduld kam zu ihm der Lohn für langes Warten: Roy Baker, Regisseur der Spitzenklasse, Mann mit Mut, ließ den german actor einen german pilot spielen, im Luftkrieg über London, während Weltkrieg Zwei. Es ist die wahre Geschichte gewesen von einem Jagdflieger, der abgeschossen wird, und dem die Flucht aus britischer Gefangenschaft gelingt. The One That Got Away, so hiess der Film. Baker führte ihn zu langen Schlangen an den Kinokassen und aus seinem namenlosen Deutschen machte er einen Welterfolg.

Als der Hauptdarsteller zur Premiere in die Heimat kam, und hoch über dem roten Teppich den deutschen Titel las, hat er still genickt. Einer kam durch. So hiess der Streifen jetzt. Vor dem Titel stand groß sein Name. Hardy Krüger, Mann mit Ungeduld, war nach langer Wirrsal durchgekommen.








Quelle:Skyland Oaks, Inc.

1946–1957:  UNSCHULD. SCHAM. VERANTWORTUNG.

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